„Sorry, das ist mir zu teuer. So viel bezahle ich nicht.“ – Autsch, das saß. Diese Antwort war die erste, die ich bekam, als ich begann, meine Preise zu erhöhen. Zugegeben, ich verlangte eine Preiserhöhung von 50%, was erst einmal recht viel klingt. In absoluten Zahlen berechnete ich nun 30 Euro statt 20 Euro pro Stunde. Immer noch deutlich zu wenig, um davon als Freiberuflerin gut leben zu können. Aber mein Kunde war der Meinung, der Preis sei zu hoch für meine Leistung und buchte nicht mehr bei mir. Rückblickend bin ich froh, dass ich mich dadurch nicht habe verunsichern lassen, denn dieser Kunde machte Platz für neue Kund*innen, die meine höheren Preise gerne zahlten.
Doch in dem Moment, als er mir sagte, dass ich zu teuer sei und er nicht mehr bei mir buchen würde, zweifelte ich an mir selbst. War es okay, meine Preise so drastisch anzuheben? War ich vielleicht zu gierig? Immerhin gab es Menschen, die Übersetzungen für 5 Euro pro Stunde machten. Zugegeben, die Qualität war dort wirklich grottig. Ich bot hingegen neben sehr guten Übersetzungen auch noch zusätzlichen Service wie Zielgruppenrecherche und Faktenüberprüfung an – aber rechtfertigte das, dass ich nun sechsmal mehr verlangte?
Ich blieb dabei und setzte neue Preise durch. Immer und immer wieder. Bis ich bei einem Stundenlohn von durchschnittlich 120 Euro angelangt war. Deutlich mehr als die meisten meiner Kolleginnen verdienten.
Vielleicht ist es dir auch schon einmal passiert, dass dir jemand sagte, du seist zu teuer. Vermutlich warst du genauso verunsichert, wie ich es zunächst war. Lass dich davon bitte nicht davon abhalten, den Preis zu verlangen, den dein Angebot wirklich wert ist.
Denn meist hat die Aussage „Du bist zu teuer“ gar nichts mit dir und deinem Angebot zu tun, sondern mit den Glaubenssätzen und Blockaden der anderen. Daher solltest du diese Aussage niemals persönlich nehmen. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Deswegen kommen hier ein paar Gründe, warum jemand sagen könnte, dass dein Angebot zu teuer ist, damit du diese Aussage nicht auf dich beziehen und persönlich nehmen musst.
1. „Teuer“ bedeutet für jeden etwas anderes. Was die eine Kundin als teuer empfindet, ist für die nächste ein Schnäppchen. Das Empfinden von „teuer“ und „günstig“ ist total individuell. Es gibt immer die Menschen, die ein Angebot nur nach dem Preis bewerten und stets nach dem günstigsten Produkt suchen. Willst du wirklich diese Schnäppchenjäger anziehen? Oder möchtest du lieber die Kund*innen, die den Wert in deinem Angebot sehen und deswegen gerne deinen Preis zahlen?
2. „Das ist zu teuer“ könnte auch heißen „Ich kann es mir gerade nicht leisten“ oder „Das ist es mir nicht wert“. Beides ist okay. Wofür andere Geld ausgeben, muss sich dir nicht erschließen. Genau wie es niemanden etwas angeht, wofür du Geld ausgibst. Die eine investiert 50.000 Euro pro Jahr für Mentorings und Coachings, die andere gibt denselben Betrag für Kleidung und Accessoires aus.
3. Möglicherweise hat deine Kundin Geldblockaden und möchte deswegen kein Geld für dein Angebot ausgeben. Das könnten Glaubenssätze sein wie: „Ich muss erst mehr Geld verdienen, bevor ich investieren kann.“ (Hinweis: Andersherum wird ein Schuh daraus) oder „Ich bin es gar nicht wert, so viel Geld für mich selbst auszugeben.“ oder „Ich schaffe das alleine, ich brauche keine Unterstützung.“ oder „Wenn sie wirklich helfen wollte, würde sie nicht so viel Geld verlangen.“ Du darfst die Geldblockaden anderer gerne ignorieren, denn sie haben nichts mit dir zu tun. Oder willst du dir wirklich das Gewicht der Geldblockaden anderer aufladen?
All die oben genannten Dinge liegen nicht in deiner Verantwortung und du hast keinen Einfluss darauf. Du kannst nur Menschen helfen, die deine Hilfe wirklich wollen – und diese Menschen finden einen Weg, deinen Preis zu zahlen.
Eine Sache gibt es aber, die doch etwas mit dir und deinem Angebot zu tun hat. Nämlich die Art, wie du dein Angebot kommunizierst. Wenn dein Angebot nicht klar ist, ist auch nicht klar, warum du einen bestimmten Preis verlangst. Möglicherweise ist dein neues Angebot für eine neue Zielgruppe geeignet, die Ansprache richtet sich aber immer noch an deine alte Zielgruppe. Wenn sich dein neues Angebot beispielsweise eher an fortgeschrittene Unternehmerinnen richtet, du aber zuvor mit Gründerinnen gearbeitet hast, solltest du neben dem Preis auch die Kommunikation anpassen.
Egal aus welchem Grund deine Kund*innen oder Interessent*innen deine Preise zu hoch finden – lass sich nicht beirren. Dein Preis ist dein Preis. Irgendwer wird dich immer zu teuer finden, egal wie günstig du bist. Übrigens: Es wir dich auch immer jemand zu günstig finden, egal wie hoch deine Preise sind. Deine Preise müssen zu dir und deiner Lieblingskundin passen – zu sonst niemandem. Du bist weder gierig noch ein schlechter Mensch, wenn du mit deinem Business Geld verdienen möchtest und es dir ermöglichen willst, selbst ein fantastisches Leben zu führen.
Also go for it!